Wie soll mir das jetzt helfen, wenn Sie kleine Nadeln irgendwo hin setzen

oder:

Wie funktioniert das eigentlich mit der Akupunktur?

Ganz vereinfacht gesagt, gebe ich Ihrem Körper über die Nadeln gezielte Impulse und unterstütze ihn damit, Ihren Qi-Fluss wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Unter „Qi“ (sprich: Tschi) versteht die Chinesische Medizin die transformierende Urkraft, die alles Leben erschafft. Das Qi sorgt in unserem Körper für den permanenten Wandel, der zur Aufrechterhaltung eines fließenden Gleichgewichts (Homöostase) nötig ist, und es bildet und ernährt sämtliche Organe und Gewebe.

Etwas vereinfacht und „medizinischer“ ausgedrückt könnte man auch sagen, Qi ist die Energie, die wir für alle unsere Körperfunktionen benötigen (vom Stoffwechsel über den Wärmehaushalt bis hin zum Denken und Fühlen).

Dieses Qi bewegt sich durch unseren Körper in sogenannten Leitbahnen (auch bekannt als Meridiane). Dieses Leitbahnsystem können Sie sich vorstellen wie unser Blutgefäßsystem, nur für das bloße Auge nicht sichtbar; es gibt große Hauptleitbahnen, von denen wiederum kleinere Leitbahnen und Nebengefäße abzweigen, die sich immer feiner verästeln und bis in jede einzelne Zelle reichen.

Außerdem sind alle Leitbahnen untereinander verbunden: Sie bilden gemeinsam ein in sich geschlossenes, energetisches Netzwerk. Berühren wir dieses feine Netz an einer Stelle im Körper, setzt sich diese Bewegung in Windeseile durch das gesamte Netz fort (ähnlich wie bei einem Spinnennetz, auf das ein Tautropfen fällt).

Die großen Hauptleitbahnen verfügen nun über sogenannte Resonanzpunkte, allgemein als Akupunkturpunkte bezeichnet. Diese Punkte sind sozusagen kleine Informationsknotenpunkte und Schaltstellen, über die der Qi-Fluß in unserem System permanent gelenkt und reguliert wird – eben wieder, um unsere Homöostase aufrechtzuerhalten. Das tun diese Punkte normalerweise völlig von alleine ohne unser Eingreifen, dafür sind sie da.

Für den Fall aber, dass unsere Fähigkeit zur Selbstregulation aus irgendwelchen Gründen gestört oder überfordert worden ist, können wir über gezielte Impulse – z.B. durch das Setzen von feinen Nadeln – diese Punkte stimulieren und sie so wieder an ihre eigentlichen Aufgaben „erinnern“.

Über die Auswahl der Punkte und die Art, wie wir diese stimulieren, nehmen wir also eine feine Justierung des Systems vor, bieten dem Körper Informationen an, die er nutzen kann, um sich wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Wenn das gelingt, verbessern sich Ihre Symptome, am liebsten verschwinden sie ganz und kommen auch nicht mehr zurück.

Woher wissen Sie, wohin Sie die Nadeln setzen müssen?

Das ergibt sich für mich aus all den Befunden, die ich aus unserem Vorgespräch sowie meiner Untersuchung mit Hilfe der chinesischen Diagnostik gewonnen habe. Die Chinesische Medizin verfügt genau wie die westliche über eine komplexe Physiologie und Pathophysiologie (die Lehre über die Entstehung von Krankheiten), und es gibt etliche diagnostische Modelle, die mir ziemlich genaue Informationen darüber liefern können, welche Art von Ungleichgewichten bei Ihnen im Moment vorliegen und wie diese aller Wahrscheinlichkeit nach zustande gekommen sind.

Eines dieser Modelle ist zum Beispiel die berühmte Lehre der 5 Elemente oder Wandlungsphasen, von der Sie vielleicht schon einmal gehört haben; es gibt noch etliche andere, die sich in der Praxis hervorragend ergänzen. (Etwas ausführlichere Erläuterungen über die 5 Wandlungsphasen können Neugierige in diesem Artikel lesen: Erschöpfung, Rückenschmerzen, kalte Füsse.)

Mein Wissen über das Netz der Energieleitbahnen (s. o.) und der Akupunkturpunkte hilft mir dann dabei, die Punkte auszuwählen, die diese Störungen wieder regulieren, und Ihren Organismus zurück in seinen physiologischen Zustand bringen können.

Tut die Akupunktur weh?

Kaum. Die Akupunktur arbeitet mit sehr viel feineren Nadeln als Sie sie vielleicht von Spritzen oder vom Blutabnehmen kennen; in der Regel spüren Sie den Einstich gar nicht. Manchmal kann es einen kleinen Pieks geben, den meine Patienten aber erfahrungsgemäß völlig problemlos tolerieren. Korrekt durchgeführte Nadelung sollte weitgehend schmerzfrei sein, das ist immer mein Ziel in der Behandlung.

Ab und zu kann es sein, dass Sie dennoch bestimmte Empfindungen beim Nadeln wahrnehmen, etwa ein Kribbeln, Ziehen, einen feinen Strom, einen dumpfen Druck oder ähnliches; solche Empfindungen werden als „Qi-Gefühl“ bezeichnet und sind immer ein gutes Zeichen, denn wir wollen ja Ihr Qi in Bewegung bringen, und manchmal spüren Sie das eben selbst auch.

Ich habe gar kein körperliches, sondern eher ein seelisches Problem – kann mir die Akupunktur dabei auch helfen?

Oh ja. Oben habe ich gesagt, dass Qi die Energie ist, die wir für all unserer Körperfunktionen benötigen, sowohl die mehr materiellen (wie Stoffwechsel, Blutdruck, Atmung, Verdauung etc.) als auch die feinstofflichen wie Denken und Fühlen.

Die Chinesische Medizin unterscheidet hier gar nicht; alles, was uns lebendig macht, ist Qi und kann demnach über die Akupunktur angesprochen und reguliert werden.

Ob Sie nun also Bauchweh, Schlafstörungen oder Liebeskummer haben, die Akupunktur kann Ihnen dabei helfen, wieder in Ihr individuelles inneres Gleichgewicht zu finden.

Es gibt eine Menge Punkte, die sogar sehr ausdrücklich eine beruhigende und harmonisierende Wirkung auf den Geist und die Seele haben; die Chinesische Medizin ist ihrem Wesen nach absolut ganzheitlich und wußte schon immer, dass seelische Störungen Auswirkungen auf unser körperliches Wohlbefinden haben können und umgekehrt.

Das chinesische Wort für „Geist/Seele“ ist „Shen“ und es gibt eine wunderschöne Aussage in den alten Medizin-Klassikern, die besagt:

„Nur das Shen heilt das Shen.“.

Um unsere seelischen Nöte zu heilen brauchen wir also ein anderes Shen, wir brauchen Kontakt, wir brauchen einander. Deswegen haben die klassischen chinesischen Ärzte (wie auch die guten alten europäischen Hausärzte) immer auch mit ihren Patienten gesprochen, ihnen zugehört, sie nach ihren Gefühlen, zwischenmenschlichen Beziehungen und Konflikten gefragt.

Wenn Sie mit seelischen Herausforderungen zu mir kommen, nutze ich also nicht nur die Akupunktur (und die Fußreflexzonenmassage), sondern auch das „QiGong des Wortes“: wir sprechen miteinander.

(Das Thema Shen und Kontakt hat Sie berührt? Mehr über unseren Geist und seine Wohnstatt, das Herz, können Sie in diesem Artikel lesen: Schlafstörungen, Herzrasen, nervöse Unruhe - das Wandlungsreich Feuer.)

Ich habe schon Akupunktur von jemand anderem bekommen, das hat aber nicht geholfen...

Diesen Satz höre ich öfter mal in meiner Praxis. Das kann natürlich viele Gründe haben, der nach meiner Erfahrung häufigste ist dieser: Akupunktur ist in erster Linie eine energetische Heilweise. Der Erfolg der Behandlung steht und fällt zum einen mit der Ausbildung und Erfahrung, zu einem noch wichtigeren Teil aber mit der geistigen Haltung desjenigen, der die Akupunktur praktiziert.

Es gibt keine einheitliche Ausbildung in Chinesischer Medizin, vielmehr gibt es sehr viele unterschiedliche Schulen und Herangehensweisen – je nachdem, was der Therapeut gelernt hat, ist seine Behandlung mehr oder weniger tief und wirkungsvoll.

Meine Erfahrung an dieser Stelle ist, dass Patienten, die mit dieser Enttäuschung zu mir in die Praxis kommen, dann in der Behandlung etwas ganz Neues mit der Akupunktur erleben; der Ausspruch „Sie machen das ja wirklich völlig anders!“ freut mich immer sehr, da ich die Chinesische Medizin mit ihren fantastischen Handwerkszeugen sehr liebe und froh bin, wenn ich auch meine Patienten davon überzeugen kann.

“Bei jedem Nadeln ist es am wichtigsten, im Geist verwurzelt
zu sein.” - Ling Shu Kap. 8

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