Das Reizdarmsyndrom -
Ein besonderes Bauchgefühl aus chinesischer Sicht

Kennst Du das?

  • Du hast ständig Bauchschmerzen, einen Blähbauch und eine unberechenbare Verdauung?

  • Du fühlst Dich permanent unwohl, bist nie so richtig “gemütlich” im eigenen Körper?

  • Du hast den Eindruck, keine Kontrolle über Deine Symptome zu haben, Du verstehst nicht, was Dein Bauch “jetzt schon wieder hat”?

  • Du fühlst Dich deshalb oft hilflos, verzweifelt, genervt und frustriert?

  • Du hast oft einen richtig „dicken“ Bauch, sieht von jetzt auf gleich aus wie im 6. Monat schwanger - und schämst Dich deswegen?

  • Du fühlst Dich wegen der Unberechenbarkeit Deiner Symptome zuweilen stark eingeschränkt in Deinem sozialen Leben?

  • Du grübelst ständig „Was habe ich jetzt schon wieder (falsch) gemacht?“, hast das Gefühl, ständig zu versagen?

  • Du hast manchmal richtig Angst vor den Symptomen, vor Verschlimmerung, Angst davor, „nie wieder normal essen/leben zu können“?


Ich schon!

Also ich kenne das alles sehr gut. Ich lebe selbst seit meinem 15. Lebensjahr mit einem solchen sehr sensiblen Verdauungssystem (denn das ist ein Reizdarm letztendlich) und bin lange Zeit durch all diese oben genannten Zustände gegangen. Ich habe gesucht und geforscht und unendlich viel ausprobiert und wieder verworfen, viel Geld und Zeit und Energie dafür aufgewendet, meine Symptome loszuwerden und mich endlich wieder “normal” fühlen zu können.

Und allmählich begriffen, dass ich meinen eigenen Weg finden muß, mit meinem besonderen Bauch klarzukommen. Und dass es uns beiden (meinem Bauch und mir) überhaupt nicht hilft, wenn ich ihn und seine komischen Beschwerden einfach nur weg haben will, wenn ich einfach nur will, dass er jetzt gefälligst wieder “normal” funktioniert. Und dass das auch keine besonders freundliche Haltung meinem Körper gegenüber ist. Und dass ich definitiv mehr Symptome habe, wenn ich meinem üblichen “Bauchstreß” noch zusätzlichen “Gehirnstreß” hinzufüge.

Und dann, irgendwann, kam ich tatsächlich auch auf die Idee, all mein Wissen über die so wahrhaftig ganzheitliche Chinesische Medizin, all meine Erfahrung, meine Herzenswärme und mein Feingefühl auch auf meinen eigenen Bauch anzuwenden - und siehe da, alles wurde besser! Mit sich selbst ist frau ja schonmal etwas betriebsblind…;-)


Der Reizdarm “auf chinesisch”

Ich möchte Dir daher hier mal in Grundzügen vorstellen, wie unsere Verdauung und das Phänomen „Reizdarm“ aus chinesischer Sicht funktionieren und welche Ansatzpunkte für die Behandlung und unsere Selbstheilung sich daraus ergeben – vielleicht „klingelt“ das eine oder andere ja auch bei Dir...


Wie geht eigentlich verdauen auf chinesisch?

Das Besondere an der Chinesischen Medizin und ein Aspekt, der sie grundlegend von der westlichen Medizin unterscheidet, ist, dass zu allen Organen nicht nur körperliche, sondern auch mentale und emotionale Aspekte gehören. Sie ist also schon von ihren Wurzeln her „ganzheitlich“ im wahrsten Sinne - und das wirft ein neues Licht auf die Betrachtung des Reizdarmsyndroms und damit auch auf dessen Behandlung! 

Aber ich greife vor ;-); jetzt erstmal schön der Reihe nach:

1.     Milz und Magen (unsere „Mitte“)
Unsere Hauptverdauungsorgane sind laut der chinesischen Lehre Milz und Magen. („Hä, wieso die Milz? Was hat die denn mit der Verdauung zu tun?“ Das System „Milz“ umfaßt in der CM auch die Funktionen der Bauchspeicheldrüse; man spricht hier oft vom „Funktionskreis Milz/Pankreas“.)

Sie wandeln alles, was wir essen und trinken in unsere Lebensenergie Qi (sprich: „Tschi“), Blut und Körperflüssigkeiten um. Der Magen zerkleinert und fermentiert dabei den Nahrungsbrei und transportiert ihn dann weiter zu den Därmen (Dünn- und Dickdarm). Die Milz(/Bauchspeicheldrüse) gewinnt aus der zerkleinerten und fermentierten Nahrung die feinen Nahrungsessenzen und gibt diese weiter nach oben an die Lunge; dort wird sie mit dem Qi der Atmung gemischt und letztlich als „Nähr- und Abwehr-Qi“ im gesamten Körper verteilt.

Aber auch auf emotionaler und geistiger Ebene sind Magen und Milz für das Verdauen zuständig: Sie verdauen unsere Gefühle, Erlebnisse, Eindrücke und alles, was wir an geistigen Inhalten zu uns nehmen (das Einverleiben und Verdauen von geistiger Nahrung nennt man übrigens lernen ;-), s.u.).

Milz und Magen verdauen alles, was unser Leben betrifft - Nahrung, Erlebnisse, geistige Inhalte und Gefühle


Emotional vermittelt uns eine gesunde Mitte ein Gefühl von Entspanntheit, Zufriedenheit, Geborgenheit und Stabilität – die Mitte ist also unser emotionales zu Hause. Fürsorge und Mitgefühl mit uns selbst und anderen stammen hierher. Auf geistiger Ebene gehört zur Milz die Fähigkeit, uns zu konzentrieren und eben zu lernen sowie das zielgerichtete, konstruktive Denken.

Die Mitte ist unser emotionales zu Hause.
 

2.     Die Leber
Die Leber sorgt im Körper generell für den ungehinderten Fluß von Qi und Blut. In Bezug auf die Verdauung hilft die Leber Magen und Milz dabei, die Nahrung zu bewegen und den Nahrungsbrei weiter nach unten zu transportieren.

Mentale Aspekte der Leber sind Strategie und Planung – unsere ToDo-Listen stammen also z.B. von ihr. Außerdem gehören hierher Kreativität, Kraft und Durchsetzungsvermögen, und damit alles was wir brauchen, um unsere „PS auf den Boden“ zu bringen.
Emotional gehören zur Leber Großzügigkeit, Mut und gesunde Wut, also die Energie, die wir brauchen, um unsere Integrität zu verteidigen und für unsere Bedürfnisse einzustehen.

Die Leber gibt uns die Kraft, für unsere Bedürfnisse einzustehen.

3.     Die Nieren
Die Nieren steuern das Feuerchen unter unserem „Verdauungskessel“ bei: Die Nieren wärmen die Milz und unterstützen so einen geordneten Umwandlungsprozeß.

 Du kannst Dir das in etwa wie beim Kochen vorstellen:
Wenn Du einen Topf mit Wasser, Gemüse und Gewürzen auf den Herd stellst (= Nahrung und Flüssigkeiten in Magen und Milz fütterst), aber die Platte nicht andrehst (= kein Nierenfeuer hast), wird da keine Suppe (= Qi, Blut und Flüssigkeiten) draus!

Sind die Nieren zu kalt, funktioniert also auch unsere Verdauung nicht gut! (Das ist übrigens eine häufige Ursache für Blähbauch, weiche Stühle und Durchfall...)

Zu kalte Nieren sind eine häufige Ursache für Blähbauch und Durchfall.

 In den Nieren liegt unsere Authentizität gespeichert, ihre mentale Kraft ist der Wille, unser authentisches Potential zu entfalten und die Beharrlichkeit, auf unserem Weg zu bleiben, auch wenn sich Hindernisse einstellen(!). Die emotionale Energie der Nieren ist das tiefe Vertrauen ins Leben sowie die Eigenverantwortlichkeit – also die Fähigkeit, unsere eigenen (eben authentischen) Antworten auf jedwede Situation zu geben. Ebenfalls hierher gehört die gesunde Angst, die uns dabei hilft, unser Leben und unsere Gesundheit zu schützen.

 

So far, so good. Fällt Dir etwas auf? Genau: Die Därme spielen in diesem ganzen Verdauungsprozeß gar keine maßgebliche Rolle; sie fungieren quasi mehr oder weniger als „Anhängsel“ des Magens (in Bezug auf die Verdauung). Stellen sich Störungen in Bezug auf unsere Verdauung ein (wie z.B. Bauchschmerzen, Blähbauch, Durchfall/Verstopfung etc. – eben wie beim Reizdarmspektrum), werden diese in erster Linie als Störungen unserer Mitte (also von Magen und Milz) behandelt – und das funktioniert tatsächlich hervorragend und macht auch viel Sinn! Dazu kommen wir jetzt...

 

Und wie geht jetzt „Reizdarm“ auf chinesisch?

1.     Die Mitte schwächelt
Erste und Hauptvoraussetzung für die Entstehung eines Reizdarmsyndroms ist eine Schwäche unserer Mitte, also des Systems Magen/Milz. In erster Linie fehlt es diesen Organen an Qi (Energie/Funktion), um die Verdauungsvorgänge reibungslos ablaufen zu lassen. Daraus ergeben sich Symptome wie Blähungen, Druck- und Völlegefühl, weiche Stühle bis hin zu Durchfall oder auch Verstopfung.

Auch Übelkeit, Aufstoßen, Reflux und Sodbrennen können mit von der Partie sein; das sind Hinweise darauf, dass das Qi des Magens in die falsche Richtung läuft (statt Nahrungsbrei nach unten in Richtung Därme weiterzugeben, steigt das Magen-Qi auf). Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Intoleranzen und Allergien mit den entsprechenden Symptomen gehören ebenfalls hierher, ebenso wie ungewollte Gewichtszunahme.

 Statt zielgerichtet zu denken, neigen wir zu Grübelei und Sorgen. Auch die Entwicklung von Essstörungen und Süchten aller Art ist häufig ein Zeichen einer deutlich geschwächten Mitte.

Grübeln und Sorgen schadet der Milz.

 

2.     Die Leber stagniert
Ein weiterer Aspekt des Reizdarmsyndroms ist in den meisten Fällen eine stagnierende Leber-Energie: Wenn die Leber Streß hat, schafft sie es nicht mehr, bei der Bewegung von Nahrung im Verdauungstrakt zu helfen (auf chinesisch nennen wir das „Leber-Qi-Stagnation“ – eine der am häufigsten vorkommenden Störungen überhaupt.)

Stattdessen blockiert sie den Verdauungsprozeß: Bauchschmerzen, Völlegefühl, Druck bzw. Schmerzen in der Magengegend und/oder unter dem rechten oder linken Rippenbogen, Krämpfe, Übelkeit/Aufstoßen/Sodbrennen/Reflux („die Leber attackiert den Magen“), Blähungen... Vor allem, wenn wir es mit wie auch immer gearteten Schmerzen und Krämpfen im Bauch zu tun haben, ist die Leber mit von der Partie.

 Wir fühlen uns häufig genervt, frustriert und haben evtl. eine „kurze Leitung“; je nachdem, wie stark die Leber blockiert, können auch Antriebslosigkeit und sogar Depression hinzukommen.

Unterdrückte gesunde Wut blockiert die Leber.

3.     Die Nieren sind zu kalt
Der dritte Faktor, der sehr häufig eine Rolle spielt, ist ein Mangel an Wärme (chin. yang) der Nieren. Logisch: Wenn kein freudiges Herdfeuerchen unter unserem Kessel prasselt, können wir eben auch keine Suppe kochen, s.o. (meine Darstellung hier ist natürlich deutlich vereinfacht, aber es geht ja hier erstmal ums Grundverständnis).

Zusätzlich zu den Symptomen der schwachen Mitte kommen zuweilen wässrige Durchfälle, häufiges Wasserlassen (auch nachts), dumpfe chronische Schmerzen im unteren Rücken und/oder kalte Füße. Der Bauch fühlt sich auch von außen unterhalb des Bauchnabels kalt an (wenn Du eine Hand ober- und eine Hand unterhalb des Bauchnabels auflegst, kannst Du den Unterschied am einfachsten fühlen).

 Emotional reagieren wir schnell mit Ängsten (z.B. vor Ablehnung, nicht dazuzugehören etc.), neigen zu Perfektionismus, wollen alles kontrollieren (auch Zeichen von Angst und mangelndem Vertrauen ins Leben) und es anderen Recht machen; wir trauen uns nicht, zu unserer Wahrheit zu stehen.

Nicht gelebte Authentizität schwächt die Nieren.

Du siehst schon, dass diese Betrachtungsweise eine ziemlich differenzierte Zuordnung von einzelnen Symptomen zu bestimmten Störungen oder auch Kombinationen von Störungen erlaubt und auch erklärt, warum es bei den einzelnen Betroffenen zu so unterschiedlichen Symptombildern kommen kann – je nachdem eben, welche Systeme in welchem Maße aus der Balance geraten sind und welche Einflüsse hier im Moment der Betrachtung zusammenwirken.


 Schon cool, oder ;-)? Und jetzt möchtest Du wahrscheinlich wissen, wie es denn kommen kann, dass unsere Mitte schwächelt, die Leber stagniert oder die Nieren zu kalt geworden sind? Darüber könnte ich jetzt die nächsten 10 Seiten schreiben...

An dieser Stelle nur kurz: Wir haben ja gerade gesehen, dass zu allen Organen immer auch Emotionen und geistige Aspekte gehören, die frei fließen können müssen, damit das Organ gesund bleibt. Die chinesische Medizin geht daher davon aus, dass alle Erkrankungen des Inneren (und dazu zählt das Reizdarmsyndrom) in erster Linie durch unterdrückte oder blockierte Gefühle verursacht werden.

Alle Erkrankungen des Inneren werden durch unterdrückte oder blockierte Gefühle verursacht.

Auch unsere geistigen Haltungen und Denkmuster spielen hier eine wichtige Rolle, da unsere Art zu denken unsere Gefühle stark beeinflußt - und umgekehrt. Denken und Fühlen bedingen und verstärken sich oft gegenseitig und können eben die Funktion unserer Organe und damit unsere Gesundheit stark beeinflussen und uns sogar richtiggehend krank machen. Für unseren Heilungsprozess kann es also von entscheidender Bedeutung sein herauszufinden, welche unterdrückten Gefühle und welche negativen Gedanken unser Reizdarmsyndrom eventuell mit ausgelöst haben und bis heute am Laufen halten.

Es gibt natürlich noch weitere wichtige Faktoren, die zur Entstehung und Aufrechterhaltung eines Reizdarms beitragen können, wie z.B. ungünstige Ernährung, das Verhältnis zwischen Streß und Entspannung, ein Mangel/ein Zuviel an Bewegung, die Einnahme von Medikamenten und evtl. auch nicht richtig ausgeheilte Infekte. Aber der Rolle von Geist und Gefühlen kommt in der chinesischen Betrachtungsweise eine entscheidende Bedeutung zu.

 Wenn Du mehr über dieses Thema aus meiner Sicht erfahren möchtest, komm doch gerne zu mir in die Praxis und wir sprechen dort über Deinen ganz persönlichen Bauch und mein „Buddhabauchprinzip“. Wenn Du von weiter weg kommst, können wir auch gerne einen Online-Beratungstermin vereinbaren.

Ich würde mich freuen, Dich persönlich kennenzulernen!

 Bis dahin viele liebe Grüße von einem besonderen Bauch zum anderen,

 Deine Lynn